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Das innere Kind und psychische Erkrankungen

inneres kind und psychische erkrankungen

Das innere Kind und psychische Erkrankungen

Das "Innere Kind" repräsentiert kindliche Gefühle, Bedürfnisse und Erinnerungen, die noch im Erwachsenenalter in uns weiterleben. Es verkörpert sowohl positive Aspekte wie Neugierde, Freude und Kreativität, als auch negative wie Angst, Wut und Schmerz. Die negativen Emotionen und Erfahrungen können zu unbewussten Verhaltensmustern und Reaktionen führen, die uns im Alltag belasten und unsere Beziehungen beeinflussen.

Als Kind sind wir abhängig davon, dass unsere Bedürfnisse von anderen erfüllt werden. Ein Kind hat noch nicht die Möglichkeit, selbst für sich zu sorgen. Doch nicht immer können oder wollen Eltern/Bezugspersonen alle Bedürfnisse erfüllen und ihren Kindern alles geben, was sie brauchen. So kann sich ein Kind ungeliebt, allein und verzweifelt fühlen.

Werden diese kindlichen Bedürfnisse nach Liebe, Sicherheit oder Zuwendung über einen längeren Zeitraum nicht erfüllt, entwickeln sich im Kind negative Glaubenssätze, die aus der Kindheit mit ins Erwachsenenalter genommen werden. Es sind Gedanken, die unser Leben fortwährend bestimmen, und als "inneres Kind" bezeichnet werden. Ebenso spricht man vom „inneren Erwachsenen“. Er/Sie ist, wie das innere Kind ein Persönlichkeitsanteil von uns. Sind das innere Kind und der innere Erwachsene in Kontakt und „arbeiten“ zusammen, entsteht in uns Harmonie und Ganzheit. Gibt es keinen Kontakt zwischen beiden Anteilen, entstehen Konflikte in uns und wir erleben Gefühle von Wut, Traurigkeit, Leere und Einsamkeit. Bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, oder Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen ist genau diese Kontaktlosigkeit zum inneren Kind zu beobachten.

 

Das geliebte innere Kind

Das innere Kind, das während seines Wachstums geliebt und beschützt wurde ist das ursprüngliche Kind - die Quelle unserer Lebendigkeit, Leidenschaft, Begeisterungsfähigkeit, Neugierde, unserer Weisheit und unseres Staunens. Schon ein kurzer Kontakt mit ihm öffnet die Tür zu reiner Lebensfreude. Aus diesem inneren Kind fließt unsere Kreativität, Intuition, und die Fähigkeit, anderen Menschen zu vertrauen. Es ist Träger unserer Fähigkeit zur tiefen emotionalen und spirituellen Verbindung zu uns selbst und zu anderen. Das geliebte innere Kind kann uns sagen, was wir spüren und wünschen, weil es ein deutliches Gefühl dafür hat, was ihm guttut und was ihm schadet.

 

Das ungeliebte innere Kind

Das ungeliebte innere Kind hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen und zur Quelle seines Wissens. Es fühlt sich abgelehnt, vernachlässigt und ungeliebt. Der/Die lieblose innere Erwachsene hat die Wahl getroffen, sich gegen die Wahrnehmung und auch das Durchleben von Schmerz, Angst, Traurigkeit, Unbehagen und des Gefühls der Einsamkeit des inneren Kindes zu schützen.

 

Der/Die gleichgültige innere Erwachsene

... glaubt, mit dem Schmerz des inneren Kindes nicht fertig werden zu können, oder befürchtet, dass ihn/sie das innere Kind schwächen könnte. Daher spaltet er/sie das innere Kind ab und lässt es im Stich, betrachtet seine Gefühle und Bedürfnisse als unwichtig und überlässt das Kind sich selbst. Das Kind folgert daraus, dass es schlecht, unwichtig, fehlerhaft und nichts wert ist. Diese falschen Überzeugungen erschaffen Gefühle von Angst, Scham und Schuld. Das innere Kind entwickelt Glaubenssätze wie: „ich bin nicht wichtig, nicht liebenswert“, „ich bin falsch“, „ich verdiene kein schönes Leben“. Der/die gleichgültige innere Erwachsene erlaubt dem Kind selbstzerstörerisch zu sein, sich physisch oder emotional durch Sucht und Abhängigkeit zu missbrauchen und zu verletzen.

 

Der/Die autoritäre innere Erwachsene

... hat oft verschiedene Gebote der Eltern und der Gesellschaft verinnerlicht und möchte das innere Kind damit kontrollieren: „Sei anständig und stark“, „gehorche!“, „sei nicht egoistisch - sorge für andere“, „komme niemandem nahe, du machst dich damit verletzbar“ etc. Auch diese Glaubenssätze wirken bis in unser Erwachsenenleben hinein und beeinflussen unsere Beziehungen.

 

Wie funktioniert der Prozess des Aussöhnens mit dem inneren Kind?

Erst einmal kann es ein Prozess des Annäherns sein, bevor eine Aussöhnung möglich ist. Wenn das innere Kind Jahrzehnte lang nicht beachtet wurde, ist es verschreckt und unnahbar und muss erst einmal verstehen, was der/die innere Erwachsene da will und ob er/sie es ernst mit ihm meint. Ein erster Schritt ist also, das innere Kind wahrzunehmen und es zu sehen, so wie es ist. In seinem Leid und Schmerz.

 

Der/Die liebevolle innere Erwachsene

Es ist der/die liebevolle innere Erwachsene, der/die eine Entscheidung im Sinne des Kindes treffen muss – ein mutiger, engagierter Anteil in uns. Dieser Anteil wird lernen, das innere Kind zu umsorgen. Er bemüht sich, das innere Kind kennenzulernen, zu lieben, zu unterstützen und in Kontakt mit ihm zu sein. Der/die liebevolle innere Erwachsene bringt den Mut auf, selbst nach innen zu schauen und sich mit sich selbst zu konfrontieren. Er/Sie ist bereit, sich eigene Gefühle und Schmerzen anzuschauen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Er/Sie nimmt sich dabei selbst ernst und lässt sich nicht mehr von negativen Glaubenssätzen beeinflussen, die ihn/sie handlungsunfähig machen.

Der/Die liebevolle innere Erwachsene ist dem inneren Kind gegenüber weder autoritär noch gleichgültig. Er/Sie macht dem Kind gegenüber keine Vorwürfe, sondern fragt, warum sich das Kind dieses oder jenes wünscht, oder dieses und jenes fühlt…? Der/Die liebevolle innere Erwachsene verlässt das Kind nicht, wenn es wütend oder traurig ist. Er/Sie weiß, dass diese Gefühle von innen stammen, von tiefsitzenden Ängsten beispielsweise.

Das innere Kind wird also nur reifen und heilen, wenn der/die Erwachsene bereit ist zu lernen. Er/Sie kann lernen, im Interesse des inneren Kindes zu handeln, kann aktiv seine Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse realisieren. Wenn unser/e liebevolle/r Erwachsene und das innere Kind zusammenarbeiten, sind wir mit uns im Einklang. Und erst wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle des inneren Kindes hören, uns mit ihm aussöhnen, können wir uns auch selbst lieben.

 

Frei nach: „Margaret Paul: Aussöhnung mit dem inneren Kind

Die amerikanischen Psychotherapeutinnen Margaret Paul und Dr. Erika J . Chopich entwickelten die als »Inner Bonding« bezeichnete Therapieform, die uns hilft, Glaubensätze des inneren Kindes zu erkennen und zu überwinden.

Foto von Vitaly Gariev auf Unsplash

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